Dänen.

Ich schrieb ja schon letzte Woche über das Paradies, dass ich zufällig fand, Und über die tollen Begegnungen dort. Es geht so weiter.

Nun bin ich auf Skarø, habe mir ein 3-Tages-Ticket für das “Love In Festival” gekauft und die paradiesischen Zustände gehen weiter.

Man stelle sich folgende Rahmenbedingungen vor: etwa 1000 Menschen auf einem Festival. Sie trinken den ganzen Tag Bier. Der Hafen ist überfüllt, die ganze Insel steht voller Zelte. Man stelle sich das in Deutschland vor. Vielleicht liegt es an mir, aber ich habe dann Prügeleien, Gepöbel und überall Dreck vor Augen.

Hier ist es so: ein Soundbett aus Musik, Lachen, fröhlichen Unterhaltungen. Im Hafen kommen wildfremde Menschen in Dingis vorbei, heben den Daumen und schenken mir kaltes Bier. Niemand schreit, auch zu später Stunde mit zweistelliger Promillezahl nicht. Wildfremde Menschen bitten mich zu ihrem Tisch. Die Insel ist auch nach der großen Party gestern frei von Müll und Dreck. Es wird gemeinsam beim gratis Morgenbrød fröhlich gefrühstückt. Mittlerweile habe ich viele Menschen kennen gelernt. Aus Svendborg, Aarhus, von den Färöer, aus København – eigentlich von überall. Ich habe Einladungen erhalten, falls ich mal in ihrer Nähe sein sollte. “Ruf an und wir machen ein Abendessen.” Es gibt hier rund um den Festivalplatz weder Security noch Polizei. Boote bleiben auch bei Abwesenheit offen. Und es passiert nichts.

Als ich am Eingang gestern im Vorbeigehen mein rotes Armand zeigte (was man eigentlich nicht machen muss, denn es kontrolliert niemand, da eh keiner bescheißt), sprang eine etwa 70jährige Frau hinter der Kasse hervor, drückte mich und sagte: “Toll, dass Du 3 Tage hier bist.”

Leute, die mit der Fähre ankommen, werden mit Umarmungen begrüßt und bekommen Blumenbänder umgehängt.

Gestern Abend wollte ich noch ein Bier kaufen, hatte aber kaum noch Kronen. Leider kann man am Bierstand nicht mit Euro bezahlen. Das Mädel am Stand wollte wissen, wieviel Kronen ich denn noch hätte. Als ich ihr sagte, es seien noch 20 in meiner Geldbörse, antwortete sie:

“Oh, that’s good. Somebody just tipped me 20 Crowns, take them and then you’ll get your beer.”

Langsam wird meine Tour zu einem Buddhistischen Erlebnis. Morgen lege ich wieder ab. Bin gespannt, ob ich rauskomme, denn hinter mir sind viele Boote geparkt. Ich brauche nicht einmal mehr Festmacher, weil sich DIGGER eh nicht mehr bewegen kann.

Und nun versuche ich, in einem (wieder mal ohne Zucken ein Passwort bekommen) privaten WLAN Bilder hochzuladen.

 

 

17 Gedanken zu “Dänen.

    • Nein, es gibt sogar Zeugen. Deutsche. Und denen geht es hier nicht anders.

      Kommentiere
  1. Dänen sind toll. Wir haben mal eine Fahrradtour gemacht nach Kopenhagen und uns hoffnungslos verfahren. Ein Däne, er konnte weder englisch noch deutsch und wir kein dänisch, hat uns geholfen. Er hat einen drei Kilometer Umweg mit dem Rad für uns gemacht und uns an der Route wieder abgegeben. Großartig.

    Kommentiere
  2. Das bessere – weil kleinere – Roskilde. Macht Lust auf das schöne Skarø (o.k., das hätte das selbstgemachte Eis vom Gård auch schon allein hingekriegt).
    Weiterhin schöne Zeit und
    Handbreit
    Ralf

    Kommentiere
  3. Sollte es nicht eher “Hippies.” in deiner Überschrift heißen?

    Kommentiere
    • Nicht wirklich. Hier sind 3-4 Generationen am Start

      Kommentiere
  4. Zwei Fragen:

    1. bei Deinen blumigen Ausführungen frage ich mich, wie viele Joints inzwischen schon so konsumiert wurden?

    2. wir waren vor gut einer Woche auf Skarø und sind in Myriaden von Fliegen, Stechmücken, blinden Fliegen usw. nur mit geschlossenem Mund und Nase und nur im Laufschritt durch die Natur. Die hätten einen sonst aufgefressen. Sind da keine mehr? Wo sind die alle hin? Oder registriert man die wg. Pkt.1 nicht mehr?

    Kommentiere
  5. Ja, wie du beschrieben,so schön kann zusammen leben, zusammen feiern sein….ich weiß nicht woran es liegt, dass es bei unseren dänischen Mitmenschen so einfach geht. Schön zu lesen, dass auch ich mal mich wieder an so ein Festival wagen kann, als Handicap-Segler…..Danke für deinen Bericht
    VG Lutz

    Kommentiere
  6. … und ich muss heute zum Gardasee :-( , wo es 30 Grad heiß ist.
    Viel lieber wäre ich doch hoch im Norden, wenn ich das hier so lese.

    … aber eins finde ich von den Dänen schon etwas kleinlich, dass Polly auch ein rotes Band für das Festival braucht. ;-)

    Kommentiere
  7. Und warum kannst du nicht über das Festival schreiben ohne irgendwas anderes runter zu machen. Ok evtl. brauchst du den Kontrast beim schreiben aber es geht auch anders in Dänemark sowie in Deutschland.

    Irgendwie wird das hier auch mehr als Reiseführer gelesen.
    Sollte es nicht eine “ich-segel-mit-kleinen-boot-und-teile-meine-erfahrungen-mit-dem-boot-tour” werden?

    Ok klar du darfst schreiben was du willst aber Reiseführe habe ich genug.

    Kommentiere
    • Wenn ich jetzt schreibe, dass in meinem Buch mehr über das Segeln steht, ist das zu kommerziell. Drum lass ich es. Ich kann hier auch nicht jeden bedienen. Ist eher so, dass man sich hier bedienen kann. Oder nicht.

      Kommentiere
  8. Stefan du bist der Hammer……Danke für,s Bord leihen.Die Kiddy,s sind ganz heiß.
    Alles was du schreibst kann ich unterschreiben.

    Gruß von den Schleswiger……paß auf dich auf.( Wuff)

    Kerstin,Max Lisa und Pia

    Kommentiere
  9. Warum finden Sie bloß Gefallen an einem so rappelvollen Hafen? Ich selbst durfte mir am Sonnabend ein Bild vor Ort machen, Skarö Havn glich einem einzigen Chaos aus lärmenden Bässen, herumlümmelnder und biertrinkender Kleingruppen auf zumeist dänischen Booten, welche in 4er-, 5er- oder 6er-Päckchen (!) das sowieso enge Hafenbecken blockierten. Verantwortliche Schiffsführer waren nirgens auszumachen, genau so wenig ein Hafenmeister.
    Wir haben umgehen Reißaus genommen.

    Kommentiere
    • Sonnabend war der Dritte Tag des Skarø Festivals. Da sind statt 33 Einwohnern 1200 Leute auf der Insel. Dann ist es voll.
      Ich gehörte übrigens zu den trinkenden Kleingruppen.

      Kommentiere

Kommentar verfassen