Hä?

Eigentlich dachte ich, diese Saison kann nichts ungewöhnliches mehr passieren. Aber wie so oft in den vergangenen Monaten lag ich auch da mit dem Denken ziemlich falsch.

Ich kam gestern Nachmittag bei DIGGER an, um ein letztes Mal in diesem Jahr segeln zu gehen. Wie erwartet wurde auch das Wetter rechtzeitig schlechter. Aber das kenne ich ja schon. Wann immer Schietwetter ist kann man sicher sein, dass ich nah am Boot bin.
Egal. Voller Vorfreude und mit einem Gefühl, wieder Zuhause zu sein, betrat ich das Boot. Oft erwarten einen dann kleine Überraschungen in Form von Mövenschiet oder Spinnennetzen. Gestern allerdings sah ich etwas ganz anderes im Cockpit auf dem Boden stehen. So sehr ich auch nachdenke, ich habe nicht den Hauch einer Idee, wie so etwas auf ein Boot kommen kann. Wenn jemand eine Erklärung dafür hat, immer her damit. Was es ist?

Ein Topf Bio-Petersilie! Noch in der Umverpackung. Ein wenig Petersilie ist bereits abgeschnitten worden aber sonst ist das Kraut sattgrün und der Topf noch vollkommen heile. Es kann also nicht aus einem Ufo gefallen sein.

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Werbung? Werbung!

Es ist bereits einige Male vorgekommen, dass mir Leser geschrieben haben, ich würde plumpe, stumpfe und versteckte Werbung machen. Okay – ich oute mich jetzt. Ich mache Werbung. Ganz offen.

Ich mache Werbung für kleine Boote. Werbung, dass man auf ihnen nicht weniger Freude hat als auf großen Schiffen. Werbung für Hersteller, die gute Arbeit abliefern. Werbung für Zubehör, das mir gut gefällt. Werbung für das Segeln. Ich versuche, vielleicht den ein oder anderen für unser wunderbares Hobby zu werben. Ich mache Werbung für gute Laune und Freude trotz Schietwetter. Werbung fürs Downsizing, für Verzicht. Werbung fürs Einfache. Ich bewerbe Auszeiten. Und die See. Ich mache Werbung für den ein oder anderen schönen Hafen, den ich angelaufen habe. Werbung für das schönste Segelrevier der Welt. Werbung für mehr Punkrock. Und Werbung für Ironie.

Ich habe ein Segel bekommen und ein iPad Case und ne Pinne. Und bin davon begeistert. Das Boot und den Rest habe ich gekauft und es war alles zusammen etwa nochmal so viel wie das Boot selbst. Und ich bin auch davon begeistert.

Meine Vortragsreihe bewerbe ich auch. Die kostet für übrigens ausser Fahrtkosten nichts. Ich mache das bei Segelvereinen umsonst. Und da mache ich dann auch wiederum Werbung für das bereits genannte.

Es wird ein Buch erscheinen. Das werde ich dann auch bewerben. Und wenn wir tatsächlich eine DIGGER-Edition der Varianta 18 realisieren, bewerbe ich die natürlich auch. Ganz plump.

Ich hoffe, dass ich das nun klären konnte.

http://segelreporter.com/blog/2012/09/12/diggers-blog-die-lust-auf-das-kleine-boot-die-varianta-18/#comment-24575

P.S.: Dieser Blog ist bis auf ein paar Links werbefrei. Und ich verdiene nichts damit.

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Luxus kann man nicht kaufen.

„Der ist nur neidisch“ – das werden viele denken, die mein Zeug lesen. Oder: „in 5 Jahren hat der auch 35 Fuss“. Nö. Ganz sicher nicht.

Bis vor 3 Jahren hatte ich ein um 10 Fuss längeres Schiff. Eine Etap 28i. Mit Pantry, Gasheizung und Nasszelle. Nicht die Euro Krise ist schuld, dass ich mich verkleinert habe, sondern die Lust. Die Lust auf direktes Segeln. Auf ein Boot, dass 2 Knoten mehr Wind unmittelbar in Fahrt umsetzt. Die Lust, mehr von den Elementen zu fühlen, mit denen ich beim Segeln zu tun habe. Die Lust auf Downsizing.

Auch auf einem 18 Fußer muss man auf nichts verzichten. © Digger Hamburg

 

Erst nach und nach auf der Tour mit der Varianta 18 ist mir klar geworden, dass ich mit diesem kleinen Boot auch etwas anderes erworben habe: Luxus. Und zwar mehr als bisher. Luxus, den ein Eigner einer 45 Fuss Yacht mit Vollausstattung niemals haben wird.

Es gibt Segler, die mit Mikrowelle und Waschmaschine im Schiff nach Marstal segeln und Abends einen Longdrink mit Eiswürfeln aus der eigenen Pantry trinken, während die Jeans bei 30 Grad gesäubert wird. Gut. Irgendwie nähert man sich ja dem Lebensstandard an, den man von Zuhause kennt. Elektrische Salontische und ausfahrbare Flatscreens lassen einen Hauch Abramovic durchs Schiff wehen. Nur – ist das Luxus? Für mich nicht.

Es ist angerichtet. © Digger Hamburg

 

Für mich ist Luxus, im Cockpit auf einer Flamme Frikadellen mit Rotkohl und neuen Kartoffeln zu kochen. Das schmeckt besser als alles andere. Weil man vorher viel improvisiert hat, es aber trotzdem klappt. Freude ist ein gutes Gewürz. Luxus ist für mich, wenn alles etwas anders ist als zuhause. Einfacher, simpler, purer. Wenn man realisiert, wie gut man mit einfachen Mitteln klar kommt.

Wäsche waschen wird nicht zur täglichen Aufgabe sondern dann gemacht, wenn es nötig und möglich ist. Entweder im Hafen oder man schleppt das dreckige Zeugs einfach ein paar Stunden in einem Netz hinterher. Ist herrlich sauber. Kaum zu glauben – man freut sich über saubere Wäsche.

Die Sonne wärmt das Duschwasser im Sack an. © Digger Hamburg

 

Überhaupt macht einen glücklich, was sonst zuhause alltäglich ist. Der selbstgemachte Pancake wird zum Erfolg. Die Solardusche beim Ankern, aus der ein schwacher Strahl tröpfelt, lässt das Herz höher schlagen. Schlechter Empfang beim EM-Halbfinale mit der DVBT Antenne auf der Sprayhood ist kein Ärgernis, sondern es macht froh, dass man überhaupt ein Bild empfängt.

Gegen 1 Euro Plastikbecher, aus denen man Tee, Wasser, Wein, Gin Tonic und Trinkyoghurt zu sich nimmt und die man mit Ostseewasser spült, sind Gläser mit Bootsnamengravur geradezu erbärmlich. Ich gebe aber zu: ich habe Plastikweinbecher.

Den Abend beim Wein im Cockpit ausklingen lassen. © Digger Hamburg

 

Und noch einen großen Luxus gewinnt man dadurch: der alltägliche Rythmus gerät bald völlig in Vergessenheit. Weil man auf Gewohntes verzichtet. Und mit dem Rythmus schwindet auch das Zeitgefühl. „Ich habe gehört, dass heute angeblich Mittwoch ist.“ Wenn der Wochentag zu einem Gerücht wird – das ist Luxus. Und den kann man nicht kaufen.

Digger Edition. Butter bei die Fische.

Es wird sie geben: eine Digger Edition.
Wir arbeiten gerade daran und das wird ne ganz feine Sache!

Melde mich in den nächsten Tagen mit ersten Einzelheiten.

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Ich würd’ ja gern…

Gestern bin ich in einer Art neumodischem Triathlon zum Boot gefahren. Mit dem Fahrrad in den Zug, mit dem Zug an die Küste, mit dem Fahrrad zum Hafen. Anstrengend war das nicht, denn sowohl die Lok als auch mein Fahrrad sind elektrisch betrieben. Bin seit einem Jahr Besitzer eines Cube Epo (was für ein Name!). Tolles Teil. Sieht schick aus – kein Vergleich zu den Jules-Vernes-Gedächtnis-e-Bikes der ersten Generationen. Und fährt auch richtig gut. Bis 25 Km/h unterstützt ein Nabenmotor absolut lautlos das Treten der Pedale und beschleunigt ziemlich fix. Der Akku ist in der Sattelstütze untergebracht und lädt in sehr kurzer Zeit. Mit einer Ladung komme ich je nach Einstellung (Power, Normal, Eco) zwischen 70-100 Km weit. Berg runter kann ich auf Rückgewinnung umstellen und dann lädt der Akku auch unterwegs nach.

Ich hatte mir früher diese eBikes schon öfter angesehen, aber die waren lange Zeit zu schwer, zu schnell am Ende, zu laut und hässlich. Als das Cube rauskam, hab ich sofort zugeschlagen.

Das Gleiche hatte ich eigentlich auch mit DIGGER vor. Ich war fest entschlossen, die Tour ohne Benzin zu fahren. Das hatte sich aber nach der letztjährigen Hanseboot erledigt. Mein ursprünglicher Plan war, statt eines Benzintanks eine Brennstoffzelle in die Backskiste zu packen, die mit Methanol betrieben wird. Die sollte dann einen E-Aussenbordmotor mit Strom versorgen, bzw. seine Laufzeit verlängern. Ich weiss, das kostet eine ziemliche Stange Geld, aber ich war bereit, ein Opfer für meine Ohren und Mutter Natur zu erbringen. Das Projekt scheiterte aber nicht an monetären Gründen, sondern an einer Menge unbeantworteter Fragen. Als ich zur Hanseboot ging, hatte ich einen ziemlich großen Fragenkatalog. Ich kenne mich mit dem ganzen Elektrokram nämlich überhaupt nicht aus. Ampere halte ich eher für ein Getränk, Kilowatt ist für mich ein Klumpen Meeresboden.

Auf der Messe gibt es aber Fachmänner. Und die besuchte ich auch. Jedoch ohne Erfolg und nach 2 Stunden ging ich dann zu Mercury und Plastimo – 5 PS Benzinmotor und 25 Liter Tank ansehen. Schade.

Was war passiert? Nun, ich sammelte Datenblätter und Flyer von Elektroaussenbordern und Brennstoffzelle. Ich wollte eine ungefähre Angabe bekommen, wie lange ich damit bei wieviel Schub wie weit komme. Richtig helfen konnte mir keiner. Die Brennstoffzellenfraktion schickte mich zu den eAussenbordern, und die schickten mich wieder zurück. Ich dachte es sei möglich, herauszufinden, ob ich bei Gegegnstrom und keinem Wind zum Beispiel von Schleimünde nach Schleswig motoren könne. Aber niemand konnte mir das sagen, trotz aller Unterlagen. Und nachdem mir am Stand eines eMotoren Herstellers der heisse Tipp gegeben wurde, einfach einen zweiten Akku zu kaufen, entschied ich mich dann für den Benziner. Der Tipp besserte also nicht meine Laune, sondern nur die Hoffnung auf mehr Umsatz am Stand des Herstellers.

Als ich DIGGER und das eBike zusammen sah, fiel mir die Geschichte wieder ein. Ich würde wirklich gerne einen elektrischen Flautenschieber am Heck haben. Nächstes Jahr steht die nächste größere Tour an und sicherlich werde ich das Vorhaben im Auge behalten. Vielleicht bekomme ich ja mal befriedigende Antworten. Vor der Messe steigt daher wieder die Spannung.