„Der ist nur neidisch“ – das werden viele denken, die mein Zeug lesen. Oder: „in 5 Jahren hat der auch 35 Fuss“. Nö. Ganz sicher nicht.
Bis vor 3 Jahren hatte ich ein um 10 Fuss längeres Schiff. Eine Etap 28i. Mit Pantry, Gasheizung und Nasszelle. Nicht die Euro Krise ist schuld, dass ich mich verkleinert habe, sondern die Lust. Die Lust auf direktes Segeln. Auf ein Boot, dass 2 Knoten mehr Wind unmittelbar in Fahrt umsetzt. Die Lust, mehr von den Elementen zu fühlen, mit denen ich beim Segeln zu tun habe. Die Lust auf Downsizing.

Erst nach und nach auf der Tour mit der Varianta 18 ist mir klar geworden, dass ich mit diesem kleinen Boot auch etwas anderes erworben habe: Luxus. Und zwar mehr als bisher. Luxus, den ein Eigner einer 45 Fuss Yacht mit Vollausstattung niemals haben wird.
Es gibt Segler, die mit Mikrowelle und Waschmaschine im Schiff nach Marstal segeln und Abends einen Longdrink mit Eiswürfeln aus der eigenen Pantry trinken, während die Jeans bei 30 Grad gesäubert wird. Gut. Irgendwie nähert man sich ja dem Lebensstandard an, den man von Zuhause kennt. Elektrische Salontische und ausfahrbare Flatscreens lassen einen Hauch Abramovic durchs Schiff wehen. Nur – ist das Luxus? Für mich nicht.

Für mich ist Luxus, im Cockpit auf einer Flamme Frikadellen mit Rotkohl und neuen Kartoffeln zu kochen. Das schmeckt besser als alles andere. Weil man vorher viel improvisiert hat, es aber trotzdem klappt. Freude ist ein gutes Gewürz. Luxus ist für mich, wenn alles etwas anders ist als zuhause. Einfacher, simpler, purer. Wenn man realisiert, wie gut man mit einfachen Mitteln klar kommt.
Wäsche waschen wird nicht zur täglichen Aufgabe sondern dann gemacht, wenn es nötig und möglich ist. Entweder im Hafen oder man schleppt das dreckige Zeugs einfach ein paar Stunden in einem Netz hinterher. Ist herrlich sauber. Kaum zu glauben – man freut sich über saubere Wäsche.

Überhaupt macht einen glücklich, was sonst zuhause alltäglich ist. Der selbstgemachte Pancake wird zum Erfolg. Die Solardusche beim Ankern, aus der ein schwacher Strahl tröpfelt, lässt das Herz höher schlagen. Schlechter Empfang beim EM-Halbfinale mit der DVBT Antenne auf der Sprayhood ist kein Ärgernis, sondern es macht froh, dass man überhaupt ein Bild empfängt.
Gegen 1 Euro Plastikbecher, aus denen man Tee, Wasser, Wein, Gin Tonic und Trinkyoghurt zu sich nimmt und die man mit Ostseewasser spült, sind Gläser mit Bootsnamengravur geradezu erbärmlich. Ich gebe aber zu: ich habe Plastikweinbecher.

Und noch einen großen Luxus gewinnt man dadurch: der alltägliche Rythmus gerät bald völlig in Vergessenheit. Weil man auf Gewohntes verzichtet. Und mit dem Rythmus schwindet auch das Zeitgefühl. „Ich habe gehört, dass heute angeblich Mittwoch ist.“ Wenn der Wochentag zu einem Gerücht wird – das ist Luxus. Und den kann man nicht kaufen.